Streitfrage Hegefischen: Fischer fühlen sich von Peta kriminalisiert

Am 11. März 2019 konnte man in der PNP folgende Pressemeldung von Jörg Kuhn, Geschäftsführer des niederbayerischen Fischereiverbandes, und Johannes Lehner vom FV Plattling lesen:

„Fischer werden kriminalisiert“, sagt Jörg Kuhn. Der Geschäftsführer des niederbayerischen Fischereiverbandes und Plattlings Vereinsvorsitzender Johannes Lehner sprechen mit der PZ über die Tierrechtsorganisation Peta, die Verantwortung eines Anglers und eine funktionierende Selbstdisziplin.
Kuhn und Lehner pochen darauf: Bei einem Hege- oder Königsfischen handelt es sich um ein Gemeinschaftsfischen, das als traditionelle Veranstaltung anzusehen und an die eine sinnvolle Verwertung der gefangenen Tiere gekoppelt ist. Peta sieht in solchen Veranstaltungen jedoch einen Wettbewerb und zeigt Angler deswegen immer wieder an. Fischer aus Straubing, Osterhofen und Stephansposching haben sich schon damit beschäftigen müssen. „Ob ich alleine einen Fisch fange und diesen anschließend esse oder in der Gemeinschaft spielt doch keine Rolle“, argumentiert Kuhn.
Tierschutz- trifft auf FischereigesetzNun kommt die Juristerei ins Spiel: Gesetzestexte sind immer gleich, doch die Auslegung unterscheidet sich von Fall zu Fall. Gibt’s verschiedene Paragraphen zu einem Sachverhalt, wird die Angelegenheit noch komplexer. Das ist bei den Fischern der Fall. Das Bundestierschutzgesetz und das bayerische Landesfischereigesetz prallen aufeinander. Einzelne Fälle detailliert wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen. Grundsätzlich streiten die Fischer es aber ab, Tiere sinnlos zu töten, wie ihnen seitens Peta vorgeworfen wird.
„Diese Kriminalisierung der Fischer ist ein ernsthaftes Problem“, betont Kuhn und wirft Peta ein „öffentlichkeitswirksames Gießkannenprinzip“ vor. Welche Probleme stehen damit den Fischern ins Haus? Wer nach einem Gemeinschaftsfischen Briefe von Polizei und Staatsanwaltschaft erhält, beteiligt sich künftig nicht mehr an den Veranstaltungen, meint Lehner. Je weniger Angler die Rute auswerfen, desto weniger Fisch wird gefangen. „Den brauchen wir aber für den Verkauf und um die Hegeziele zu erreichen“, erläutert Lehner. Wer hier die große Gelddruckmaschine für den Fischereiverein Plattling wittert, irrt: Denn einen Teil der erwirtschafteten Einnahmen investiert er für Besatzmaßnahmen, mit denen sich heimische Fischarten wieder in der Isar und weiteren Gewässern ansiedeln lassen. Mitgliedsbeiträge und der Gewinn aus den Fischerkartenverkäufen reichten dafür bei weitem nicht aus, wie Lehner sagt.

Bleibt der umstrittene Wettbewerbscharakter. Peta beruft sich auf diesen, weil die Vereine zum Beispiel denjenigen zum Fischerkönig küren, der den größten Fang macht. „Das stimmt schon“, sagen Kuhn und Lehner. „Aber wir loben keine hochpreisigen Gewinne aus.“
Bei Catch and Release droht VereinsausschlussVom Wettfischen, bei dem sich Teilnehmer stets für größere Events qualifizieren und dabei sogar noch Urlaubsreisen gewinnen können, nimmt der Fischereiverband samt seiner Vereine Abstand. Als vor einigen Jahren jemand versucht hat, eine solche Struktur an der Plattlinger Isar aufzubauen, habe der Bezirksverband maßgeblich dazu beigetragen, dies zu unterbinden, erzählt Geschäftsführer Kuhn.
Das Thema Fangen und Freilassen, oft als Catch and Release bezeichnet, behandeln Verband und Verein restriktiv. „Wenn jemand einen Karpfen oder Waller fängt, für ein Foto damit posiert und ihn wieder ins Wasser lässt, reagieren wir natürlich“, unterstreicht Lehner. Derjenige wird angehört, der Ausschuss berät über das weitere Vorgehen. „Es gab deswegen auch schon einen Vereinsausschluss“, verdeutlicht der Vorsitzende des Plattlinger Fischereivereins und liegt damit ausahmsweise auf einer Haltungslinie mit der Tierrechtsorganisation Peta.
Kuhn: „Wir stellen uns dem Tierschutz“„Wir stellen uns dem Tierschutz“, hebt Kuhn hervor und verweist auf die staatliche Fischerprüfung, für welche angehende Angler einen Sachkundenachweis zum „sachgerechten Töten des Tieres“ erbringen müssen. Lehner selbst bezeichnet Fischer als „Naturschützer“ und spricht die „nachhaltige Hege und Pflege der Gewässer“ an: „Wenn es keine Fischereivereine gäbe, würde die hiesige Landschaft ganz anders ausschauen.“
Große Hoffnungen auf Gesetzesänderungen hegen Kuhn und Lehner nicht. Dem Bezirksgeschäftsführer zufolge ist der Landesverband mit dem Landwirtschaftsministerium, dem Verbraucherministerium sowie mit den Generalstaatsanwaltschaften schon fast regelmäßig in Verbindung, um die Belange der Fischer vorzubringen.